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Geschichte

Aus den Tage- und Protokollbüchern des Soldatenvereines Langenargen von 1823 bis 1919 Zitiert aus "Langenargener Geschichte(n)" Band 5

Ohne Erwähnung der fast 200 Jahre zurückliegenden historischen Ereignisse wäre ein Bericht über die Geschichte des zweitältesten Soldatenvereines im deutschen Südwesten unvollständig.

1806 wurde von Napoleon I. das Königreich Württemberg gegründet. Das noch junge Königreich musste bereits 1812 für Napoleons Feldzug gegen Russland ein 25.000 Mann starkes Kontingent zur Grande Armée abstellen. Der Kgl. württembergische Generalleutnant Wilhelm von Woellwarth war Befehlsinhaber dieses in Württemberg ausgehobenen Kontingentes. Den katastrophalen Fehlschlag dieses wahnwitzigen Feldzuges musste Napoleon I. mit insgesamt 550.000 Toten - darunter allein 14.000 Württembergern - bezahlen. Der württembergische König Friedrich I. schrieb daher 1813 folgenden Brief an den französischen Kaiser:

"Ich habe 14.000 Mann verloren, meine ganze Artillerie, meine ganze Kavallerie und meinen ganzen Train mit zusammen 4.000 Pferden, alle Waffen, von 378 Offizieren 205 sowie den ganzen Vorrat, derart, dass in diesem Augenblick nur 143 bewaffnete Leute noch übrig sind."

Unter den Württembergischen Truppen befanden sich nachweisbar auch Langenargener Soldaten: In einer "feierlichen Versammlung" am 26.Februar 1824 im Gasthaus Zur Krone wurde ein Denkmal in Herzform mit folgender Inschrift errichtet:

"Für König und Vaterland starben auf dem Bette der Ehre in den Feldzügen 1812, 13, 14, 15 die Bürgersöhne von Langenargen: Hilibrand Josef, der Jüng. Unteroffizier, Späth Josef, Gagg Anton, Gagg Josef, Gagg Martin, Binzer Dominikus, Fuchsschwanz Ignatius, Sauter Fidelius, Brugger Christoff, Wocher Christoff, Mayerle Josef, Mayer Joh. Baptist, Sauter Joh. Baptist, Obser Joh. Anton, Franz Joh. Anton, Binzer Aloisius."

Am Feldzug gegen Russland 1812 und den anschliessenden Befreiungskriegen 1813 - 15 nahmen 31 Langenargener Bürger teil. Davon kehrten nur 16 wieder in die Heimat zurück, das entspricht knapp 50% Gefallenen aller ausgerückter Langenargener Soldaten. Neben diesem hohen Blutzoll muss man psychologisch in Rechnung stellen, dass offensichtlich erstmals diese Langenargener fern der württembergischen Heimat ihr Leben lassen mussten.

Am Ende der einstigen "Kabinettskriege" entstanden in und nach der Französischen Revolution neue Wehrstrukturen wie die levée en masse und die in deutschen Landen durch den Reformer General v. Scharnhorst eingeführte "Allgemeine Wehrpflicht". Beide Neuerungen wirkten sich tief in die ländlichen Gebiete aus.

Auf königliche Anordnung fanden 1823 im ganzen Lande Trauergottesdienste "für die im Felde gebliebenen vaterländischen Krieger" statt. So auch im Markt-Flecken Langen-Argen des Oberamtes Tettnang. Nach diesem Trauergottesdienst trafen sich nachstehend aufgeführte 16 Langenargener Heimkehrer in der Krone:

Hillebrand Jos., Ehrle Konrad, Wocher Xaver, Wocher Melchior, Brugger Xaver, Binzer Martin, Sauer Josef aus Tuniswald, Hager Gebhard, Brugger Ferdinand, Lachenmayer Anton, Fuchsschwanz Xaver, Glatthaar Franz Josef aus Sassen, Mögger Friedrich, Geiger Joh. Baptist, Blaser Ferdinand, Fuchsschwanz Joh. Baptist.
Aus dem "Tagebuch des Soldatenvereines Langenargen 1823" können wir nachstehenden Bericht über diese Versammlung lesen:

"Nachdem die theils beabschiedeten theils beurlaubten Soldaten der Pfarrey Langenargen dem für die im Felde gebliebenen vaterländischen Krieger im Jahre 1823 abgehaltenen Trauergottesdienste beigewohnt hatten, kamen sie bei Herrn Joh. Baptist Lachenmayer Gastgeber zur Krone dahier allgemein zusammen. Der ehemalige Unteroffizier und nunmehrige Accis Visitator Hillebrand war es, welcher allererst auf den Gedanken verfiel und den Wunsch äusserte, dass unter den glücklich wieder ins Vaterland zurückgekehrten Kriegern des des hiesigen Bezirks alljährlich eine Zusammenkunft stattfinden möchte, deren Zweck dahin ginge, sich immer mehr durch Liebe und Freundschaft zu verbinden, und so gleichsam einen Bruderbund zu stiften."

Diesem Wunsch wurde allgemein beigestimmt und einhellig beschlossen, dass nicht nur eine solche Zusammenkunft veranstaltet, sondern auch ein Denkmal dieses Freundschafts- und Bruderbundes errichtet, und dass diese Zusammenkunft alljährlich bei Herrn Joh. Baptist Lachenmayer Gastgeber zur Krone dahier stattfinden und auch das zu errichtende Denkmal allda aufbehalten werden sollte.
Das war die Geburtsstunde des heute zweitältesten Soldatenvereines im Deutschen Südwesten.

Bereits am 26. Februar 1824 fand "die erste feierliche Versammlung" dieses neu gestifteten Freundschafts- und Bruderbundes ebenfalls in der Krone statt. Teilnehmer waren:

Hillebrand Jos. Unteroffizier mit der Verdienstmedaille, Ehrle Konrad, Unteroffizier mit der Verdienstmedaille., Wocher Xaver mit der Verdienstmedaille, Canonier, Auer Franz Josef aus Reute Canonier Unteroffizier, Wocher Melchior Canonier, Brugger Xaver, Binzer Martin, Sauter Joseph Anton von Tuniswald, Hager Gebhard, Brugger Ferdinand, Lachenmayer Anton, Wocher Andreas, Bernhard Joseph Anton, Fuchsschwanz Xaver, Blaser Ferdinand, Fuchsschwanz Johann Baptist, Glatthaar Franz Josef von Sassen, Mögger Friedrich von Sassen, Geiger Johann Baptist in Gohren, Fuchsschwanz Anton, Hirscher Fridolin.

Zu diesen eigentlichen Gründungsvätern des Soldatenvereines Langenargen kamen noch 36 weitere Vereinsmitglieder hinzu. Sie sind im "Tagebuch" ebenfalls namentlich vermerkt. Bei dieser "feierlichen Versammlung" hielt der Accis Visitator Joh. Hillebrand eine "Anrede", deren wörtliche Wiedergabe einen anschaulichen Beitrag zur damaligen politischen Denkweise leistete.


Soweit die Auszüge aus oben genanntem Buch der "Langenargener Geschichte(n) Band 5.
Wenn Sie daran interessiert sind wie es weitergeht, können Sie dies auf der Seite 21 nachlesen.